Schäden am Gelenkknorpel betreffen häufig das Kniegelenk, jedoch auch das Sprung-, Schulter- oder Ellenbogengelenk. Diese Schäden können unfallbedingt (im Rahmen von Bandverletzungen), durch Über- oder Fehlbelastung (z.B. bei Achsfehlstellung), nach Meniskus(teil)verlust, bei chronischer Bandinstabilität oder verschleißbedingt entstehen. Ist ein Knorpelschaden erst einmal aufgetreten, schreitet er weiter voran und endet im schlechtesten Fall in der Arthrose (Gelenkverschleiß).
Zur Bewertung des Knorpelschadens dient in erster Linie das MRT. Das MRT hilft zusätzlich knöcherne Begleitreaktion z.B. im Rahmen der Osteochondrosis dissecans oder auch begleitende Bandverletzungen zu beurteilen. Bei ausgedehnten Knorpeldefekten ist auch eine Ganzbeinstand-Röntgenaufnahme wichtig, um Achsfehlstellungen zu beurteilen, da eine Knorpeltherapie bei ausgedehnter O- oder X-Beinfehlstellung selten zum Erfolg führt.
Zur Behandlung von Knorpelschäden existieren mehrere Verfahren, die differenziert abhängig von der Defektgröße, der knöchernen Beteiligung und des Patientenalters angewendet werden.
Knorpelglättung (Chondroplastik)
Im Falle eines Knorpelschadens Grad 2-3 – also bei noch bestehender Knorpeldeckung – wird lediglich eine arthroskopische Glättung (Chondroplastik) durchgeführt, um das Lösen von instabilen Knorpelanteilen zu verhindern.
Anbohrung (Mikrofrakturierung)
Bei vollschichtigen lokalisierten Knorpelschäden mit einem Durchmesser von weniger als 1,5 cm wird eine Anbohrung (Mikrofrakturierung) des Knochens durchgeführt. Dies bewirkt die Bildung eines Blutclots mit Stammzellen aus dem Knochenmark im Defektbereich, der sich im Verlauf in ein Ersatzknorpelgewebe umwandelt.
AMIC
Bei größeren Defekten entscheidet das Patientenalter über die Therapie. Bei Patienten mit einem Alter über 50 Jahre wird eine AMIC durchgeführt. Dies bedeutet eine Mikrofrakturierung in Kombination mit einer darübergelegten Biomatrix (Chondrogide, Fa. Geistlich), welche den Blutclot vor Ort hält und bei der Ausbildung einer Knorpelmatrix unterstützt.
Knorpelzelltransplantation (ACT)
Bei Patienten, die jünger als 50 Jahre sind, wird eine autologe Chondrozytentransplantation (ACT) durchgeführt. Hierbei werden in einem ersten Schritt Knorpelstanzen aus dem Knie entnommen, die dann im Labor innerhalb von 3 Wochen zu einem Knorpelvlies gezüchtet werden. Diese Knorpelmatrix wird dann in einem 2. Eingriff über einen kleinen offenen Zugang in den Defekt eingenäht.
Knorpel-Knochen-Transfer (OATS)
Im Falle einer knöchernen Mitbeteiligung wird die autologe Knorpel-Knochen-Transplantation durchgeführt. Hierbei wird arthroskopisch gestützt von einem nicht-belasteten Bereich am Kniegelenk ein oder mehrere Knorpel-Knochen-Zylinder entnommen und im Bereich des Defektes eingebracht.
Jedes dieser Verfahren wird wenn nötig mit einer Bandstabilisierung oder auch einer Beinachskorrektur kombiniert, um ein optimales Behandlungsergebnis zu erreichen. In aller Regel lassen sich diese Eingriffe in einer Operation kombinieren.
Unabhängig von der Art der Knorpeltherapie (ausgenommen der Chondroplastik) ist nach der Operation eine Sohlenkontaktbelastung für 6 Wochen einzuhalten. Dieses gewährleistet eine optimale Knorpelregeneration bzw. -einheilung. Abhängig von der Lokalisation der Knorpeltherapie kann eine zusätzliche Anpassung einer Orthese mit stufenweiser Limitierung notwendig sein. Wie bei der Meniskusnaht sind kniebelastende sportliche bzw. schwere körperliche berufliche Belastungen erst nach ca. 16 Wochen wieder möglich.