Vortragsabend der St. Vinzenz Klinik Pfronten zum Thema Schulterarthrose

Schulterschmerzen können viele Ursachen haben und die optimale Behandlung erfordert eine präzise Diagnostik und viel Erfahrung. Durch die neue Vortragsreihe „St. Vinzenz Schultersprechstunde“ möchten die Pfrontener Schulterspezialisten regelmäßig informieren und die möglichen Therapieformen aufzeigen. Der erste Vortragsabend widmete sich dem Thema der Schulterarthrose, sprich dem Gelenkverschleiß.

„Omarthrose – Der Reifen ist durch, was tun?“ Mit dieser Frage startete Dr. med. Michael Dittrich seinen Vortrag und erläuterte zunächst, was unter der sog. Omarthrose, also dem Schultergelenksverschleiß zu verstehen ist. Durch einen Abnutzungsprozess des Gelenks zwischen Schulterblatt und Oberarmkopf kommt es zunehmend zum Verlust des Gelenkknorpels und damit zum Verschleiß der Gelenkflächen.

Die Patienten klagen über Belastungsschmerzen, eine verminderte Beweglichkeit und eine Kraftminderung. Ziel der Mediziner ist es immer, eine Schmerzminderung und die Beweglichkeit zu erhalten. Durch eingehende Untersuchungen des Gelenkes können gezielt Therapien für den jeweiligen Patienten verordnet werden: von konservativen Maßnahmen wie Physiotherapie oder Medikamenten bis hin zu operativen Eingriffen wie einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie), bei der beispielsweise der Knorpel geglättet oder freie Gelenkkörper entfernt werden können oder dem Einsatz eines künstlichen Gelenkes. Ist nur der Knochen betroffen, ist beim Gelenkersatz die sogenannte anatomische Prothese das Mittel der Wahl. Das Ziel hierbei ist die Rekonstruktion des ursprünglichen Zustandes des Kugelgelenks: am Schulterblatt sitzt die Gelenkpfanne und die Gelenkkugel am Oberarm.

Wenn neben dem Knochen auch die Rotatorenmanschette (Sehnengruppe, die die Schulter stabilisiert) kaputt ist, spricht man von einer sog. Rotatoren-Defektarthropathie: „Kein Reifen und keine Felge mehr, was jetzt?“ war hierzu die Einstiegsfrage in den zweiten Vortragsteil des Abends, den  PD Dr. med. Stephanie Geyer übernahm. Die Rotatorenmanschette wird auch als „Motor der Schulter“ bezeichnet, da sie das Anheben und die Beweglichkeit ermöglicht. Durch einen Defekt kann die Lebensqualität der Patienten erheblich eingeschränkt werden, da neben Schmerzen auch extreme Bewegungseinschränkungen hinzukommen und so z.B. das Kämmen der Haare oder das Tragen der Einkaufstasche nicht mehr möglich ist.

Wenn es hierzu kommt, helfen konservative Therapien nicht mehr und man muss über den Einsatz einer sog. inversen (=umgekehrten) Schulterprothese nachdenken. Hierbei wird die Gelenkpfanne am Oberarmkopf aufgesetzt und die künstliche Gelenkkugel wird auf der Schulterpfanne aufgesetzt. Das Anheben des Armes wird so wieder ermöglicht bei eine etwas eingeschränkten Drehbarkeit des Gelenkes.

Zahlreiche neue Entwicklungen in den letzten Jahren im Bereich der Schulter-Endoprothetik bieten auch bei schweren Defekten gute Heilungsmöglichkeiten. Somit konnte Dr. med. Christian Schoch im dritten Vortrag die Frage „Das war mal ein Reifen? Ist das noch zu retten?“ mit einem klaren „Ja“ beantworten.

Komplett kaputte Schultern nach einem Unfall oder durch massive Defekte können mit neuen Operationsverfahren sehr gut wieder aufgebaut werden. Dr. Schoch zeigte, wie beispielsweise computergestützte 3D-Planungsmodule dem Chirurgen die genauen Punkte im Gelenk zeigen, an denen das neue Gelenk verankert werden kann bzw. wo noch Knochen aufgebaut werden muss, um einen sicheren Halt zu gewährleisten. Spezielle Navigationssysteme, bei dem der Operateur eine Spezialbrille trägt und damit die genannten Punkte direkt auf das OP-Feld projiziert bekommt, ist der neuste Trend, der auch in Pfronten zum Einsatz kommt.

Natürlich kann ein künstliches Gelenk nie so gut sein wie das Original, aber dank der großen Erfahrung und der stetigen Weiterentwicklung kann für den Patienten ein sehr gutes Ergebnis erzielt werden und er erhält ein großes Stück Lebensqualität zurück, da die Schmerzen genommen werden und die Beweglichkeit wieder hergestellt wird. Auch Sport ist mit einem künstlichen Gelenk wieder möglich. Allerdings sollte hier die richtige Sportart mit geringer Schulter- und Armbelastung und einem niedrigen Sturzrisiko gewählt werden.

Der nächste Vortragsabend im Rahmen der St. Vinzenz Schultersprechstunde ist für den Herbst geplant.

Pfronten I 25.05.2023

Unsere Schulterspezialisten: Dr. med. Christian Schoch, PD Dr. med. Stephanie Geyer und Dr. med. Michael Dittrich