Vortragsabend mit zwei unserer Endoprothetik-Spezialisten

Bei einem Gelenkverschleiß oder nach Unfällen kann ein künstlicher Gelenkersatz (Endoprothese) erforderlich werden, um die möglichst schmerzfreie Beweglichkeit und Mobilität im Alltag wiederherzustellen. Wenn konservative Maßnahmen wie Physiotherapie und/oder Medikamente nicht mehr ausreichen, Funktions- und Bewegungseinschränkungen belasten und zusätzlich noch Ruhe- und Nachtschmerzen hinzukommen, kann ein künstliches Gelenk Patienten mit Hüft- oder Kniebeschwerden wieder ein schmerzfreies Leben und Beweglichkeit bieten.

Beim ersten Vortragsabend der Pfrontener St. Vinzenz Klinik nach drei Jahren Corona-Pause erfuhren die interessierten Zuhörer vieles über die Möglichkeiten der Knie-Endoprothetik und über den Einsatz eines künstlichen Hüftgelenkes speziell bei älteren Patienten.

In der St. Vinzenz Klinik Pfronten werden mittlerweile jedes Jahr weit mehr als 700 Knie- und Hüftprothesen implantiert. Seit 2015 ist das Krankenhaus zertifiziertes Endoprothetik-Zentrum (EPZ) und bietet den Patienten durch sehr viel Erfahrung der fünf Hauptoperateure und die standardisierten Abläufe eine größtmögliche Sicherheit.

MUDr. Pavol Pavelka, Oberarzt der Chirurgie begann seinen Vortrag „Hüftendoprothetik bei geriatrischen Pateinten“ mit ein paar Zahlen: mehr als 40% aller künstlichen Hüftgelenke, die in Deutschland jedes Jahr implantiert werden (insgesamt waren es im Jahr 2021 fast 180.000), erhalten Patienten, die 75 Jahre oder älter sind. Frauen mit über 60% häufiger als Männer. Diese Altersgruppe stellt die Chirurgen vor einige spezielle Herausforderungen, da die Patienten häufig weitere Begleiterkrankungen mitbringen, bereits funktionelle Einschränkungen haben können und auch die Operation selbst eine größere Belastung für den Körper darstellt.

Daher wurden spezielle Konzepte für die geriatrischen Patienten erarbeitet, die u.a. neben der optimalen präoperativen Vorbereitung ein möglichst schonendes Operations- und Narkoseverfahren sowie eine bestmögliche Mobilisation des Patienten nach der Operation sowie die Organisation der Nachsorge umfasst.

Ganz wichtig ist es, die bestehenden Vorerkrankungen in die Operations-Planung einzubeziehen, um Komplikationen zu vermeiden. Durch die sehr enge Zusammenarbeit mit der Station für Akutgeriatrie und der geriatrischen Rehabilitations-Abteilung von Chefarzt Dr. Markus Brenner und seinem Team in Pfronten, sind die älteren Patienten hier bestmöglich versorgt.

Dr. Pavelka erläuterte verschiede Operationsverfahren und zeigte die unterschiedlichsten Prothesenmodelle, die in der computergestützten, individuellen Planung des Eingriffes zur Verfügung stehen. Durch minimalinvasive Techniken, die sich in den letzten Jahren durchgesetzt haben, kann heutzutage besonders schonend operiert werden.

Neben dem Gelenkverschleiß (Arthrose) ist der zweithäufigste Grund für eine Hüftprothese beim geriatrischen Patienten der Oberschenkelhalsbruch. Das große Problem bei einer gelenkerhaltenden Operation stellt die Blutversorgung des Knochens dar, die bei einer Verletzung der versorgenden Gefäße durch den Sturz im schlimmsten Fall zum Absterben des Knochens führen kann. In diesen Fällen wird als Versorgung der ersten Wahl oft die Implantation der künstlichen Gelenke durchgeführt. So werden weitere Re-Operationen vermieden und es kann eine sofortige volle Belastbarkeit des Gelenkes erreicht werden, die wichtig für die Mobilisation gerade der geriatrischen Patienten ist.

Der zweite Teil des Vortragsabends widmete sich dem Thema der künstlichen Kniegelenke. Chefarzt Dr. med. Johannes Spengler ging zunächst auf die Ursachen des Gelenkverschleißes am Knie ein. Neben Verletzungen können auch Beinfehlstellungen (starke X- oder O-Beine), Gelenkrheuma oder auch Stoffwechselerkrankungen zur Arthrose führen. Es gibt aber auch immer wieder Fälle, die ohne erkennbare Ursache eine sog. primäre Arthrose auslösen. Die Patienten klagen über Belastungs- und Ruheschmerzen, Schwellungen und Fehlstellungen.

Sollte nach einer Diagnose die konservative Therapie durch Medikamente, Spritzen und Krankengymnastik keinen Erfolg bringen, kann unter Umständen eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) bei beginnendem Knorpel- und Meniskusschäden Linderung bringen. Auch eine Umstellungsoperation, bei der die Beinachse begradigt wird, kann den Patienten gelegentlich ein künstliches Gelenk (vorerst) ersparen.

Wenn bei Kniegelenken nicht das gesamte Gelenk durch die Erkrankung beeinträchtigt ist, besteht die Möglichkeit, nur den erkrankten Teil durch eine sogenannte Schlittenprothese zu ersetzen. Die gesunden Bereiche des Gelenkes und wichtige Bandstrukturen wie die Kreuzbänder können so erhalten werden.

Sollte das gesamte Kniegelenk betroffen sein, ist das Implantieren einer sog. Totalendoprothese notwendig. Je nach Gesundheitszustand und der Aktivität des Patienten gibt es hierfür unterschiedliche Prothesen-Modelle, die genutzt werden können. Auch das Operations-Verfahren wird ganz individuell vorab geplant.

Bereits am Tag nach der OP können die Patienten bereits wieder aufstehen. Die Nachbehandlung durch die Physiotherapeuten ist insbesondere beim Kniegelenk ganz entscheidend für den Erfolg der Operation. Nur durch die Bewegung und den richtigen Muskelaufbau kann vermeiden werden, dass es zu einer Steifigkeit im Gelenk kommt.

Die neuen Prothesen haben mittlerweile eine sehr hohe Haltbarkeit von teils über 20 Jahren. Aber natürlich kann es auch mal früher zu einer Lockerung kommen, beispielsweise durch einen Abrieb oder eine Fehlbelastung bedingt durch eine nicht korrigierte Fehlstellung. Aber auch eine Bandlockerung oder im schlimmsten Fall eine Infektion können ursächlich sein. Eine Prothesen-Wechseloperation ist immer schwieriger und aufwendiger als die Erstimplantation.

In Pfronten steht den Patienten ein sehr erfahrenes Team aus Chirurgen, Anästhesisten, OP- und Pflegepersonal sowie Therapeuten zur Verfügung, das dafür sorgt, dass das neue künstliche Gelenk bestmöglich eingesetzt und der Patient nach der Operation schnellstmöglich wieder „auf die Beine“ kommt.

Pfronten I 09.03.2023

Dr. med. Johannes Spengler, Chefarzt Chirurgie und Leiter des EPZ St. Vinzenz und MUDr. Pavol Pavelka, Oberarzt Chirurgie und Koordinator des EPZ St. Vinzenz informierten die interessierten Zuhörer über die Möglichkeiten der Knie- und Hüft-Endoprothetik in Pfronten